
Es war einmal, oder wie sonst sollte ein Märchen wohl beginnen? Doch bevor ich weiterschreibe, möchte ich auf das Pronomen in der Überschrift hinweisen. Denn es gibt sicherlich zahlreiche glückliche Gitterbettbesitzer*innen mit ihrem persönlichen Märchen-Happyend. Die folgende Geschichte ist unsere, so subjektiv wie persönlich. Also, es war einmal, damals in SSW 27, als ich mit einem zögerlichen „jetzt kaufen“ unser Babygitterbett bestellte. Ich weiß noch, wie lange ich nach einem Modell gesucht hatte, dass nicht ganz so nach gefühltem Gefängnis aussah. Mit etwas breiteren Stäben, ein bisschen mehr Bett, ein bisschen gemütlicher. Eben nicht so ein „Hänsel & Gretel“-Käfig. „Hänsel, streck deine Finger heraus, damit ich fühlen kann, wie dick du bist“ – und schon spukt mir die kinderfressende Gruselhexe aus Gebrüder Grimms düsteren Fantasien im Kopf herum. „Jetzt übertreib mal nicht“, mahnte ich mich innerlich. Immerhin hat es doch Schlupfsprossen und im schicken Hochglanzweiß (Schadstofffrei und Sabberecht) sieht es doch echt schön aus. Irgendwo muss unsere Tochter in ihrem Zimmer ja mal schlafen. Dachte ich.
Doch seitdem unsere Tochter auf der Welt war, hat sie vor allem nachts keine 30 Zentimeter entfernt von mir geschlafen. Schon im Krankenhaus war die Beistellwiege völlig überflüssig. Denn sie lag zwischen uns und unseren Betten im Familienzimmer – liebevoll und schützend umrandet vom Stillkissen. Mein Geruch, mein Herzschlag und meine Körperwärme waren allzeit präsent. Ganz ohne Gitterstäbe. Auch, als wir mit unserem rund 3.000 Gramm schweren Bündel nach Hause kamen, konnten wir dem Gitterbett erstmal nichts abgewinnen. Die Wochenbettzeit war bei uns eine Wochencouchzeit, denn wir tauschten Schlafzimmer mit Wohnzimmer und Bett gegen Couchlandschaft. Eine gemütliche Kuschelwiese, mit direkter Küchennähe für durchwachte Nächte und Terrassenzugang für frische Morgenluft. Inmitten dieser Kissenoase unsere kleine Tochter, wohlbehütet in ihrem kleinen Nestchen, nah bei Papa und Mama, die allzeit stillbereit einfach andocken und mitdösen konnte. Gitterbett? Viel zu umständlich.
Die ersten Monate vergingen und mit ihnen wuchs die Bewegungsfreude unserer kleinen Tochter. Dafür schien das Gitterbett prädestiniert: ideale Höhe, das Babygym
passte knapp rein, wasserdichte Unterlage drauf – et voilá. Immerhin drei Wochen hatte sie dort ihre täglichen Trainingssessions. Und dann? Dann wurde sie zu groß. Und gemäß dem
Emmi-Pikler-Ansatz „Geben wir ihnen stets mehr Platz, als sie benötigen“, war das Gitterbett wieder arbeitslos. Seinem Leidensgenossen dem Beistellbett erging es zwischenzeitlich nicht anders.
Dieses hatte immerhin ganz zu Beginn hin und wieder einen kleinen Sondereinsatz als Stubenwagen oder für kurze nächtliche Naps. Doch auch das Beistellbett hatte seit geraumer Zeit ausgedient.
Viel zu praktisch und zu gemütlich war es einfach, wenn die Kleine direkt bei mir lag. Und so wurde aus dem Beistellbett eher ein Beistellbalkon – die perfekte Ablage für allen nächtlichen Kram.
Nur nicht für das eigentlich gedachte Baby. Ob es an den Gitterstäben lag?
Es kam also, wie es kommen sollte: Die Reise auf unserem bindungsorientierten Familienweg führte uns zu der Entscheidung, auf ein Familienbett umzusteigen. Wir hatten den Platz, das nötige handwerkliche Geschick und auch den Mut,
uns bewusst für diesen Ansatz zu entscheiden. Denn leider ist dieses sogenannte Co-Sleeping in unserer westlichen verindustrialisierten Welt noch mit vielen Vorurteilen und langen Gesichtern
behaftet, wenn man davon spricht. "Verwöhnt ihr euer Kind nicht?" oder "Es wird niemals alleine schlafen können!" sind die Standardfloskeln. Doch darüber können wir nur müde lächeln, denn
Co-Sleeping oder Schlafen im gemeinsamen Zimmer oder Familienbett ist laut aktuellen Studien mit das Beste, was wir für unsere Babys machen können. Es stärkt nicht nur das Urvertrauen, sondern
führt auch längerfristig zu konstanteren Schlafmustern und ist gerade für stillende Mütter deutlich entspannter. Warum sollten wir also kleine Kinder in ein
eigenes Zimmer verbannen, wenn es ihnen ganz nah bei den Eltern spürbar besser geht? Noch mehr gute Gründe für Co-Sleeping sind hier sehr schön zusammengefasst. Und ja, auch die Wissenschaft traut sich endlich und gibt (wenn auch in Englisch) erste fundierte Interviews.
Und so ging unser Gitterbett, wie es gekommen war: Mit einem Klick auf „Inserieren“ war es innerhalb von vier Tagen verschwunden. Und die Moral von der Geschicht? Mit Gitterbettchen spielt man nicht? Nein. Wir hatten unser persönliches Happyend ganz ohne Gitterstäbe. Noch im Herbst bauten wir uns ein 2,70 Meter großes Familienbett und schlummern seit dem wie Dornröschen.
MAKING-OF
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