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VOLL FÜR DIE TONNE

Klappe auf, schwungvoll rein damit und sobald sich der Deckel schließt, hat man ihn endlich los. Den Müll. Den Abfall. Die leeren Verpackungen. Mühelos hinterher fliegt die Verantwortung dafür, denn ab jetzt kümmern sich Müllabfuhr, Recyclinghof und kluge Aufbereitungsanlagen darum. Denn wir trennen ja! Grüne Tonne, gelbe Tonne, schwarze Tonne. Restmüll, Biomüll, Sondermüll und ordentlich angemeldet natürlich auch Sperrmüll, Grünschnitt und Elektroschrott. Hört sich soweit vorbildlich an, doch an dieser Stelle muss ich mal kurz unterbrechen: Mülltrennung ist voll für die Tonne, wenn man sie nicht richtig macht. Denn "richtig trennen", das heißt nicht nur die richtige Tonne finden. Sondern vor allem die Bestandteile vor Abflug in die Tonne zu zerlegen. Oder schraubt ihr immer den Deckel des leeren Tetrapacks ab? Eben. Und weil es so einfach sein kann und gar nicht viel braucht, mache ich statt einem Fass lieber nochmal die Mülltonne auf. Denn da liegt so einiges an Potential, welches wir mit einfachsten Handgriffen wieder zu einer guten (Recylcing-)Sache machen können.

Das plastik-märchen

Man ließt es ja überall: Taschen aus recyceltem Plastik, zu 99,9 Prozent recycelbare Verpackung, aus wiederverwendetem Ozeanplastik hergestellt und so weiter. Das mag zum Teil auch stimmen, allerdings liegt die Recyclingquote bei Plastikverpackungen in Deutschland offiziell bei circa 50 Prozent. Doch nicht einmal diese Müllhälfte wird wiederverwertet, denn die tatsächliche Recyclingquote ist noch viel geringer als die offizielle Quote, da im Zuge des Recyclings sogenannter Ausschuss anfällt. Nur das beste Material wird herausgefischt und der Rest zur Energiegewinnung verbrannt. Leider immer noch die billigste und unkomplizierteste Form der Müllentsorgung (mehr dazu). Das eigentliche Problem beginnt bereits zuvor. Wenn wir diesen Ausschuss produzieren indem wir unbedacht Plastikverpackungen entsorgen. Nicht umsonst steckt in dem Wort Mülltrennung das Wort Trennung. Schließlich ist Plastik ist nicht gleich Plastik. 


Es gibt weicheres Plastik (Etikett oder Abziehdeckel) sowie festeres Plastik (Schraubverschluss) und viele Stufen dazwischen - je nachdem, was die Verpackung an Flexibilität oder Stabilität leisten muss. Sortieranlagen können diese Mischprodukte nicht sortieren und sie damit nicht verwerten. Nicht verwerten heißt Verbrennung. Daher ist das Wichtigste bei der Mülltrennung nicht nur die richtige Tonne, sondern euer minimalen Handgriff zuvor, wenn es um eine ordentliche Trennung der einzelnen Bestandteile geht. Denn auch beim eigentlich gut gemeinten Tetra Pak werden lediglich 36 % der Tetratüten recycelt. Warum? Weil ein Großteil davon nicht richtig entsorgt alias getrennt wird. Zukünftig also Plastikkappe abschrauben und getrennt vom Tetrapack in die Wertstofftonne. Das gilt auch für pfandfreie Plastikflaschen!


Tütentragik & TO-GO-HETZE

Zum erschreckend hohen Backwarenkonsum hatte ich ja bereits geschrieben (Dumm wie Brot). Doch dieses bequeme Konsumverhalten führt neben negativen Folgen für unsere Gesundheit auch zur Steigerung der Müllentwicklung. Die Halbwertszeit von Backwarentüten gleicht der eines To-Go-Bechers. Und auch wenn sie  aus Papier bestehen, so werden für ihre Produktion enorme Ressourcen aus Holz, Energie & Co aufgewendet. Zudem gibt es Brottüten, die zusätzlich beschichtet sind und nicht mehr über den regulären Papiermüll entsorgt werden können. Auch Essenreste machen das Recycling kaum mehr möglich (Mehr auf utopia). Tut eurem Stresslevel und der Umwelt in einem also etwas Gutes und nehmt euch die Zeit, um Kaffee und Croissant entspannt im Café zu genießen. Wer dennoch mobil sein will und eine gute Organisation nicht scheut, punktet mit leerer Brotdose oder Brotbeutel im Gepäck. Profis haben sogar noch einen Thermokaffeebecher allzeit parat, aber nicht jeder ist gerne mit einer Tupperparty in der Handtasche unterwegs.



hüllenlos bleiben

Was soll ich sagen - die beste Mülltrennung ist die, bei der Verpackungsmüll gar nicht erst entsteht. Das betrifft vor allem unser tägliches Konsumverhalten. Sicherlich haben wir Pandemiebedingt derzeit viele Einschränkungen, doch sobald wir diese nicht mehr haben, sollten wir eine gute hüllenlose Wahl treffen. An diesem Punkt sagen wohl Bilder und ein paar kurze Worte am meisten, also scrollt euch durch:


Gummi drüber! Also, ihr wisst schon. Waschbar, hygienisch und vor allem wiederverwendbar. Alufolie, Frischaltefolie & Co gehören damit der Steinzeit an. (Die Silikonhäubchen gibt's bei Ikea und auch sonst überall).


Wenn es mal eine Hülle sein muss, dann nehmt doch eine aus Papier. Und wenn auch noch etwas Gutes in der Hülle sein soll, dann nehmt Alb-Gold. Die sind nicht nur mit ihrer Verpackung ausgezeichnet worden, sondern machen auch viele gesunde und leckere Sachen mit Dinkel.


Gläserne Aussichten, wenn es um Alternativen für bspw. Agavendicksaft und Gemüsebrühe geht. Vor allem bei der Gemüsebrühe spart ihr euch die klein verpackten Würfel und überhaupt Plastik- und Verpackungsmüll. (Den Agavendicksaft in Rohkostqualität gibt's bei Topfruits, die Brühe bei dm).


Ein großer Schritt ist ja schon getan: Ab Januar 2022 sind Plastiktüten in Supermärkten endgültig und ganz offiziell verboten. Viele Filialen stellen jetzt schon um und so sind immer häufiger diese kleinen wie nachhaltigeren Papiertüten zu finden. Gute Sache. Noch besser: Mehrwegnetze! Einmal kaufen oder selbst nähen aus alten Stoffresten und dann vor allem beim Einkauf daran denken, sie auch mitzunehmen.


Platz 32 der unnötigsten Plastikverpackungen: Einzeln verpackte Spültabs. Mal davon abgesehen, dass das Auspacken für uns echt nervig ist, ist es das auch für die Umwelt was den Verpackungsmüll angeht. Zum einen gibt es Tabs mit wasserlöslicher Folie von nachhaltigen Herstellern. Zum anderen ist die beste Lösung für alle Seiten das Pulver. Im Ernst, es ist zum einen von der Reinigungsleistung besser, günstiger weil ergiebiger und in Unverpacktläden erhältlich. 

Noch mehr aus der Tonne:

Ich habe gerne das letzte Wort. Aber zu diesem Thema gibt es noch so viel mehr zu sagen. Daher findet ihr hier eine geballte Link-Sammlung zu den meiner Meinung nach spannendsten Beiträgen und Videos in Sachen Recycling und Konsum.

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